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Abstrampeln im Hamsterrad – was ist denn so schlecht daran?

Ich steckte im Hamsterrad. Ich hatte mich selbst dort hineinmanövriert.

Ich hatte eine 100%-Anstellung in der Finanzbranche und jobbte nebenbei als interkulturelle Trainerin. Ich pendelte jeden Tag über 3 Stunden mit Auto und Zug. Die kurzen Abende verbrachte ich im Fitnessclub, auf Netzwerkveranstaltungen, im Chor und im Ausgang. An den viel zu kurzen Wochenenden versuchte ich zu regenerieren, Zeit mit meinem Partner zu verbringen, etwas Vernünftiges zu kochen, und den Kontakt mit meiner Familie in Deutschland zu halten.

 

So reagierte mein Körper

Ein ganz normales Leben halt – oder etwa nicht? Es ging nicht gut. Ich fing an, auszubrennen. Das machte sich erst einmal körperlich bemerkbar. Ich bemerkte 

  • Schlafprobleme
  • Kopf- und Rückenschmerzen
  • Muskuläre Verspannungen
  • Verschlechterte Sehkraft
  • Ständige Erschöpfung
  • Ein geschwächtes Immunsystem

 

Und so meine Seele

Doch damit nicht genug, setzte mir das Strampeln im Hamsterrad auch emotional zu: 

  • Pausenlose Selbstzweifel und Hinterfragen des eigenen Tuns
  • Sinnfrage: „Was soll das Ganze eigentlich“?
  • Ein zermürbendes Gedankenkarussell ohne Ausgang
  • Die schleichende Erkenntnis, in meinem Hamsterrad aus Arbeit, Freizeitaktivitäten und Aktionismus meine Lebenswerte aus den Augen zu verlieren
  • Einen zunehmenden Zynismus gegenüber meinen Arbeitsinhalten

 

Damit geriet ich in einen Teufelskreis. Einer der Hauptantreiber für mein Hamsterrad war mein Perfektionismus, der nun schwer getroffen war: mit der angeschlagenen Gesundheit hatte ich das Gefühl, keine gute Arbeit mehr leisten zu können, was dazu führte, dass ich noch MEHR arbeitete, um die vermeintlichen Schwachstellen zu kompensieren, mit dem Ergebnis, dass ich noch schlechter schlief, mit dem Ergebnis, dass ich am nächsten Tag noch unkonzentrierter war....  Ich stumpfte ab, wurde gleichzeitig immer gereizter und das Leben reduzierte sich für mich auf eine Hauptempfindung: Stress.  

 

Welche Auswirkungen spürst Du?

 

Meine Geschichte ist typisch für die Erfahrungen, die wir im Hamsterrad machen. Das ziellose Rotieren setzt eine Negativspirale in Gang, die sich physisch und psychisch manifestiert.

Welche Auswirkungen des Hamsterrads spürst Du bereits auf Dein Leben – egal ob privat oder beruflich?

 

  • Gesundheitliche Folgen
  • Frustration bis hin zu Wut
  • (Selbst-) Aggression
  • Gereiztheit
  • Unkonzentriertheit
  • Hyperaktivität
  • Traurigkeit
  • Resignation
  • Selbstaufgabe
  • Das Gefühl, sich verstellen zu müssen, nach aussen eine Maske zu tragen
  • Kompensation durch Suchtmittel oder übermässiges Essen
  • Verschlechterte Beziehungen zu PartnerInnen, Kindern, Freunden
  • Rückzug, Isolation

  

Und dann die Negativspirale

Das Verharren im Hamsterrad wirkt destruktiv. Als Betroffene/Betroffener gehst Du zunächst einmal durch eine lange Leidensphase. Du nimmst Deine Emotionen wahr, aber unterdrückst sie, so lange es geht. Oft merkt das Umfeld als erstes, das etwas nicht stimmt – die ständige Gereiztheit, die verstärkte Empfindlichkeit, die aggressiven Ausbrüche.

 

Wenn sich aber von aussen nichts ändert – keine neue, verständnisvollere Führungskraft, keine Entlastung durch Helfer oder Kollegen – kommt irgendwann der Punkt, an dem Du Dir darüber klar wirst, dass es so nicht weitergehen kann. Dass Du Dein Leben verpasst, nur auf die Bedürfnisse von anderen – egal ob im privaten oder beruflichen Umfeld – reagierst und Deine eigenen hintenanstellst. Du weisst, dass Du etwas ändern willst. Aber Du weisst nicht, was. Oder Du weisst nicht, wie. Oder Du weisst nicht, wann Du die Zeit finden wirst, einmal in Ruhe über Deine Situation nachzudenken – ohne Panik, ohne Schuldgefühle, ohne Druck.

 

Zeit nehmen für eine Bestandsaufnahme

Wenn Du an diesem Punkt stecken bleibst und nicht ins Tun kommst, dann verbleibst Du im Hamsterrad. Oder Du tauscht aus lauter Verzweiflung Dein altes Hamsterrad gegen ein neues ein – neuer Job, neue Chefin, neues Umfeld – nur um ein, zwei Jahre später festzustellen, dass es egal ist, in welchem Käfig Dein Hamsterrad sich befindet. Tretmühle bleibt Tretmühle.

Aber vielleicht stehst Du an diesem Punkt und nimmst ihn als Ansporn, Deine Lebenssituation einmal ganzheitlich zu überdenken. Das bedeutet, dass Du Dir Zeit für Dich nimmst. Möglicherweise erst einmal alleine überlegst, was Du eigentlich genau willst. Dein Umfeld hat nämlich nicht selten ein Interesse daran, dass Du im Hamsterrad verbleibst – zum Beispiel als Versorgerin, als Beschützer, als Problemlöser…

 

Jetzt aber geht erst einmal darum, dass Du Dich selbst wieder wahrnimmst, Deine Emotionen spürst, Deinen Körper zu seinem Recht kommen lässt.  Das geht nicht von jetzt auf gleich, es ist ein längerer Prozess. Es gilt, wieder ein Gespür zu entwickeln für das eigene Sein. 

Probiere es aus. Blockiere Dir den nächsten freien Platz in Deinem Kalender – für Dich und Deine Bestandsaufnahme. Nimm den Termin mit Dir ernst und fülle ihn nicht mit anderen Verabredungen. Und um Dir einen Deiner nagenden Zweifel zu nehmen: Ja, das ist erlaubt. Ja, das darfst Du ohne schlechtes Gewissen tun. Du wirst nicht zum rücksichtslosen Egoisten, wenn Du Dir Zeit für eine Situationsbestimmung und für Deine Lebensplanung nimmst. Gib Dir Raum für Deine Bedürfnisse und Deine Wünsche – um aus dem Teufelskreis der negativen Gefühle und Gedanken herauszutreten und Dein Leben wieder nach Deinen Werten gestalten zu können. 


 

Foto von Eutah Mizushima auf Unsplash

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